Mountainbiker in Österreich wehren sich!

5. Juni 2019

Mountainbiken in Österreich – eine höchst illegale Sache abseits von öffentlichen Straßen! So auch in Kuchl im Bundesland Salzburg, wo am 6.6.2019 die Mountainbiker aus der Region dagegen demonstrieren werden!

„You like it? Bike it!“ mutmaßen die Werbeaussagen der Österreich Werbung, initiiert vom Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus. Doch die Realität sieht anders aus. In Kuchl setzen sich nun die Mountainbiker zur Wehr, nachdem ihnen der Zugang zu ihrer einzigen MTB Route auf Gemeindegebiet nun im zweiten Jahr in Folge verweigert wird.

Am 6.6.2019 um 18:00 Uhr werden die Mountainbiker aus Kuchl und der umliegenden Gemeinden bei der Auffahrt zur Nesslangeralm im Ortsteil Weißenbach auf ihre unerträgliche Situation in Österreich mit einer Trutzpartie aufmerksam machen.

Der Hintergrund ist so simpel wie typisch für Österreich. Es geht um eine Forststraße, die als Genossenschaft betrieben wird, in der über 20 Mitglieder ein Stimmrecht haben. Aufgrund der Gesetzeslage ist auf Forststraßen in Österreich Radfahren grundsätzlich verboten. Es bedarf also einer Einstimmigkeit in der Genossenschaft, dieses Verbot aufzuheben. Nachdem aber ein paar wenige Mitglieder mit dem Almbauern, der die beliebte Nesslangeralm betreibt, im Clinch liegen, wird das nichts.

„Streiten“ muss so schön sein!

Dabei fahren auf dieser Forststraße schon seit es in Österreich Mountainbikes gibt, die Einheimischen mit ihren Rädern hinauf, was auch geduldet wurde. Mehr will der Mountainbiker ja auch gar nicht. Doch seit dem sich die Eskalation innerhalb der Bauern zuspitzte, sind alle Vermittlungsversuche seitens Politik und den Streitparteien untereinander gescheitert. Man wirft sich gegenseitig Beschuldigungen an den Kopf und verweigert konstruktive Gespräche.

Es soll sogar ein Angebot an die Genossenschaft gegeben haben, die Straße offiziell für Fahrräder frei zu geben, um im Gegenzug eine staatliche Förderung inkl. Haftpflichtversicherung und einem Gemeindezuschuss zu erhalten. Das wurde abgelehnt – es geht hier offensichtlich nicht ums Geld, sondern ums Streiten.

Doch mit dem Streit um die Zufahrt zur Nesslangeralm ist es nicht genug, auch die offiziellen MTB Routen auf dem anschließenden Bundesforstgebiet sind von Kuchl aus nicht mehr erreichbar. Es besteht sogar die Gefahr, dass ein Teil dieser Strecke aufgelassen wird. Das MTB-Wegenetz Dürrnberg umfasst Ziele wie die Truckentannalm oder das Zinkenstüberl. Somit bleiben für die Kuchler Mountainbiker nur noch öffentliche, asphaltierte Strassen, die als MTB Strecken östlich des Gemeindegebietes ausgewiesen sind.

Alles nur eine Ausrede?

Seitens der Politik gibt man sich machtlos. Man habe eine klare Gesetzesgrundlage und könne nur auf eine einvernehmliche Lösung hoffen.

Das klingt doch sehr nach Ausrede, was sich auch leicht untermauern lässt! Während zum Beispiel die Schweiz den Mountainbikesport schon seit langer Zeit statistisch penibel erfasst, um angemessen auf die Bedürfnisse der Bevölkerung reagieren zu können, gibt es beim Statistischen Zentralamt von Österreich keinen einzigen Wert zum Thema Mountainbiken! Eine telefonische Nachfrage in der Pressestelle heute Vormittag bestätigte uns, dass es weder einen gesetzlichen Auftrag, noch einen Auftrag von einem Ministerium gäbe, die Zahlen der Mountainbiker in Österreicher zu erfassen.

Wie viele Mountainbiker gibt es nun?

Gut, liebe Politik, dann versuchen wir es mal etwas anschaulicher für euch zu gestalten! Der Österreichische Alpenverein hat aktuell 573.000 Mitglieder. Von denen sind 217.740 aktive Mountainbiker, oder besser gesagt, 38%. Diese Erhebung führte das IMAD Institut in einer repräsentativen Umfrage durch. Die Studie liegt uns vor. Jetzt muss man dazu sagen, dass der Alpenverein sicher nicht der typische Radsport-Verein ist, was nahe legt, dass es wirklich sehr viele aktive Mountainbiker in Österreich gibt! So viele, dass es schon alleine aus demokratischen Überlegungen eine intensive Berücksichtigung seitens der Regierung geben muss!

Diesmal werden die Tennengauer Mountainbiker die Regierung mit einer Trutzpartie auf sich aufmerksam machen. Und angesichts der anstehenden Neuwahlen, sollte die Politik gut zuhorchen!

Termin-Hinweis Trutzpartie Kuchl:
6.6.2019, 18:00 Uhr, Weißenbach / Kuchl.
Um Anmeldung zur Teilnahme entweder auf Facebook oder auf der Webseite von Upmove wird gebeten.

Bei der Trutzpartie am kommenden Donnerstag handelt es sich um eine Demo, bei der Mountainbiker ihre Fahrräder schieben, also das machen, was tatsächlich in Österreich laut Forstgesetz erlaubt ist.

David Schäffler, Chefredakteur Freizeitalpin und diplomierter Mountainbike Guide