Der 22-jährige Toni Palzer ist der schnellste Skibergsteiger Deutschlands. Seit fünf Jahren in der deutschen Nationalmannschaft und mehrfacher Jugend-Europa- und Weltmeister konnte Palzer im vergangenen Januar als erster Deutscher einen Weltcuptitel bei den Herren gewinnen. Im Interview mit Dynafit erzählt er von seinem erfolgreichen Winter und die Pläne für den Sommer. Dynafit: Servus Toni. […]
Der 22-jährige Toni Palzer ist der schnellste Skibergsteiger Deutschlands. Seit fünf Jahren in der deutschen Nationalmannschaft und mehrfacher Jugend-Europa- und Weltmeister konnte Palzer im vergangenen Januar als erster Deutscher einen Weltcuptitel bei den Herren gewinnen. Im Interview mit Dynafit erzählt er von seinem erfolgreichen Winter und die Pläne für den Sommer.
Dynafit: Servus Toni. Du kommst aus einer sehr sportlichen Familie. Wie hat dich das beeinflusst?
Toni: Stimmt. Mein Vater war der erste deutsche Meister im Skibergsteigen 2003. Meine Mama ist auch viel unterwegs mit Ski. Meine erste Skitour habe ich dann mit sechs Jahren gemacht. Mein Bruder und ich sind immer mitgenommen worden, ohne Druck, aber schon so, dass wir bald den Rennsport kennengelernt haben. Mit zehn Jahren hat die Gaudi dann begonnen und mit 16 ist das Rennen gehen bei mir professioneller geworden. Ich bin mit meinen Eltern immer noch viel unterwegs. Vor allem mit meinem Vater.
Dynafit: Du bist also ein junger „alter“ Hase. Bist du trotzdem nervös vor den Wettkämpfen?
Toni: Am Anfang der Saison schon, aber das legt sich. Der Sprint ist aufregender, weil es schnell geht, dass man was verpasst und dann ist es gleich vorbei. Aber eigentlich bin ich nicht nervös, weil ich weiß wie viel ich trainiert habe und was ich drauf habe und das gibt mir Sicherheit.
Dynafit: Wie schaut dein Arbeitstag aus?
Toni: Ich bin Sportsoldat in Bischofswiesen. Meinen Arbeitstag plane ich selber (lacht). Ich schreibe meinen Trainingsplan selber, denn ich habe keinen Trainer. Ich glaube ich habe keinen Trainer, weil ich zu stur bin. Ich habe schon zwei, drei Trainer gehabt, aber die haben gesagt das haut nicht hin mit mir. Ich würde aber nichts mehr ändern. Ich glaube das passt gut so, wenn du deinen Körper kennst, dann kannst du das Maximum rausholen.
Dynafit: Wie läuft dein Training im Winter ab?
Toni: Ich splitte mein Training gerne auf zwei Einheiten am Tag. Ich trainiere eigentlich nie länger als drei Stunden am Stück. Außer bei großen Skitouren – wie die große Reib`n, ein Skitourenklassiker in den Berchtesgadenern. Intervalltraining mache ich ganz selten. Eher Fahrtspiel. Insgesamt höre ich wahnsinnig viel auf meinen Körper. Wenn ich um sechs Uhr morgens schon aufwache, weiß ich – heute ist kein guter Tag für Training. Im Winter, meiner Wettkampfsaison, mache ich ungefähr 300.000 Höhenmeter. Die Woche vergeht schnell: Am Wochenende bin ich beim Wettkampf. Montag und Dienstag gebe ich Ruhe. Am Mittwoch und Donnerstag regeneratives Training und dann fährst du eh schon zum nächsten Wettkampf.
Dynafit: Der Sommer steht vor der Tür – na gut, in der Ramsau, deinem Wohnort, herrscht noch tiefster Winter aber in München radeln die Leute schon in der kurzen Hose. Was ändert sich für dich?
Toni: (lacht) Ich trage gerade auch bloß eine Unterhose. Bei uns an der Hauswand ist es bärig warm… Ab März oder April freue ich mich wahnsinnig auf den Sommer. Dann komme ich mal raus aus dem Wettkampfmodus. Dann treffe ich Freunde, gehe klettern, schwimmen. Also ich kann nicht gut schwimmen, aber dann schaue ich den anderen zu. Im Herbst geht’s eh schon weiter mit dem Training am Gletscher.
Dynafit: Wie schaut dein Training im Sommer aus?
Toni: Einen Teil des Trainings decke ich über Lauf- und Radelwettkämpfe ab – das macht mir Spaß und da kann ich mich voll belasten. Ansonsten nehme ich den Sommer fast nur zum Grundlagentraining. Eine richtige Doppelsaison, sprich regelmäßige Wettkämpfe im Sommer, funktioniert bei mir nicht. Das habe ich vor ein paar Jahren gemacht und gemerkt, dass ich zwei Saisonen im Jahr auf Wettkampfebene nicht mehr schaffe.
Dynafit: Was sind dann deine Ziele im Sommer?
Toni: Herrgott – da habe ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht. Den Dolomitenmann in Lienz – da haben wir ein pfundiges Team beieinander. Der Glocknerkönig, ein Radevent auf der alten Glocknerstraße, ist ein Klassiker. Und voraussichtlich starte ich im Juli beim ersten Ultra-trail am Großglockner, da DYNAFIT Hauptpartner ist.
Dynafit: Gibt es einen Wettkampf im Sommer, den du jedem ambitionierten Läufer ans Herz legen würdest?
Toni: Der Red Bull Dolomitenmann ist sicher eine Herausforderung für jeden Läufer. Und der Karwendellauf, der in Mittenwald startet – der ist von der Strecke her wahnsinnig schön.
Dynafit: Du bist auch beim Klettern aktiv. Welcher Schwierigkeitsgrad? Wie bringst du das noch unter?
Toni: Klettern ist für mich Ausgleich. Mein Papa klettert viel. Er schaut halt, dass ich mitgehe. Was klettere ich? Im Klettergarten vielleicht mal einen Neuner – das geht ja schnell.
Dynafit: Generell: Was sind deine sportlichen Ziele für die nächsten fünf Jahre?
Toni: Im Skibergsteigen will ich schon alles probieren, um möglichst viele Titel zu holen. Weltmeistertitel bei den Herren. Dann sicherlich die großen Rennen wie PDG, Pierra Menta und Mezzalama zu gewinnen. Vielleicht juckt`s mich dann irgendwann auch gar nimmer. Ich mache mir da ehrlich gesagt nicht zu viele Gedanken im Voraus.
Dynafit: Du hast letzten Winter drei Weltmeistertitel gewonnen. Gibt es in deinem Sport noch jemanden zu dem du aufschaust?
Toni: Nein, ehrlich gesagt nicht. Das habe ich noch nie gehabt. Ich ziehe meine eigene Linie durch. Der Vize WM Titel bei den Herren freut mich mehr als die drei Titel in der Jugendklasse. Freilich gibt es Vorbilder, z.B. Björndal. Sportler, die schon ewig dabei sind und ihre Leistung lange und konstant halten. Ja und Jack Norris…. vielleicht. (lacht) Aber das war jetzt ein Schmarrn.
Dynafit: Wie gehst du mit Motivationsschwächen um?
Toni: Habe ich jetzt nicht so wirklich gehabt. Das ist ja das Schöne an diesem Sport, weil das Skitouren ja so auch schön ist. Wenn mich das Training nicht freut, dann mache ich halt eine Skitour. (überlegt) Wenn ich jetzt eine Motivationsschwäche hätte, würde ich zwei Wochen rausnehmen. Aber diesen Winter war es andersrum: nach fünf Wochen Verletzungspause, habe ich mich wahnsinnig darauf gefreut wieder am Start zu stehen.
Dynafit: Was denkst du über Doping? Schon mal in Berührung gekommen damit?
Toni: Nein, noch nie. Was ich über Doping denke? Was jeder sagt: Man macht es nicht. Wann macht es Sinn? Wenn du richtig Geld damit verdienst, dann… – nein auch dann nicht. Du bist ein Betrüger und kannst nie mehr auf deine Leistungen zurückschauen. Rein sportlich gesehen sind solche Leute unten durch für mich. Menschlich ist das eine andere Sache. Ehemalige Dopingsünder haben im Sport aber nix mehr zu suchen finde ich.
Dynafit: Kommen wir zum Material: du bist seit diesem Jahr bei DYNAFIT. Die haben zwar leichtes Material – aber ist da noch was möglich? Was kommt noch?
Toni: Freilich, ich denke schon dass Verbesserungen möglich sind. Vom Gewicht her ist die Sportart aber ausgereizt. Durch die ISMF ist die Gewichtslimitierung da und da sind wir schon dran. Also wird es so sein, dass das Gewicht bleibt und Ski und Schuh durch bessere Materialien stabiler werden. Bei den Fellen wird sich noch viel tun. Es sind Naturprodukte – in manchen Jahren sind die Felle schnell und in anderen Jahren weniger schnell. Da muss sich was tun: da darf man nicht so abhängig sein von diesem Hochgebirgsschaf oder wer das ist.
Dynafit: Wie wichtig ist das richtige Material?
Toni: Ich denke dass es im Sommer nicht ganz so entscheidend ist wie im Winter. Beim Skibergsteigen ist das Material und jedes Gramm der Ausrüstung entscheidend. Deshalb hat sich die Wettkampfausrüstung in den letzten Jahren auch so stark entwickelt. Im Sommer ist ein Schuh der gut passt und gedämpft ist auf Dauer wichtig um Gelenke und den ganzen Bewegungsapparat zu schonen. Für die Platzierung bei einem einzelnen Wettkampf ist es nicht entscheidend.
Dynafit: Im Sommer läufst du den Feline SL von Dynafit. Was gefällt dir an dem Schuh?
Toni: Das Gewicht ist vernünftig und die Dämpfung funktioniert wirklich gut. Außerdem schaut der Schuh gut aus – ich habe ihn gern in meiner Freizeit an. Mir fehlt die Wettkampfversion noch – habe aber gehört dass da was kommt im nächsten Jahr.
Dynafit: Was denkst du über die Projekte von deinen Kollegen, die den Rennsport an große Berge übertragen? Siehe Stangl, Journet (summits of my life), Steck (Annapurna Südwand) und Konsorten?
Toni: Ziemlich cool, ehrlich gesagt. Ich kann mir vorstellen, dass das auch meine Zukunft ist. Nicht gleich, weil ich in den nächsten Jahren auf jeden Fall Wettkämpfe machen will. Aber später kann ich mir schon vorstellen an hohe Berge zu gehen. Das müssen aber sicher nicht die höchsten Berge sein. Bei uns in den Alpen gibt es viele tolle Herausforderungen und schwierige Routen.
DYNAFIT: Danke. Dann drücken wir dir die Daumen für den Sommer! Wir sind sicher, dass du Schwimmbadbesuche und ein paar Plätze auf dem Trepperl unter einen Hut bringst.