Der Fischer TRANSALP VACUUM TS LITE Tourenskischuh im Freizeitalpintest – das war einer der schwierigsten Tests, den ich je durchgeführt habe. Denn wie soll man einen Tourenskischuh beurteilen, wenn man einmal in ihn reingeschlüpft, auf ihn glatt vergisst und frühestens retour beim Auto drauf kommt, mit Skischuh sollte man sich nun doch nicht hinter das Steuer setzen. […]
Der Fischer TRANSALP VACUUM TS LITE Tourenskischuh im Freizeitalpintest – das war einer der schwierigsten Tests, den ich je durchgeführt habe. Denn wie soll man einen Tourenskischuh beurteilen, wenn man einmal in ihn reingeschlüpft, auf ihn glatt vergisst und frühestens retour beim Auto drauf kommt, mit Skischuh sollte man sich nun doch nicht hinter das Steuer setzen.
Mittlerweile ist schon die 3. Saison angebrochen, viele neue Schuhe haben meine Füße gesehen. Doch der mit Abstand am besten passende Schuh, ist immer noch der Fischer TRANSALP VACUUM TS LITE! Die Vacuum-Technik ist auch heute noch das Maß der Dinge! Viel Spaß mit unserem Testbericht:
Doch wie kommt es dazu, dass nach Jahren der Qual aufgrund immer leichteren Tourenskischuhen mit zunehmend sparsameren Polsterungen, kompromissloseren Formen, um ja jedes Gramm Kunststoff einzusparen, plötzlich ein neuer Schuh so gut passt? Glück gehabt? Keineswegs. Denn im Fabrikszustand fühlt sich der Fischer Transalp Vacuum an, wie jeder andere nicht auf ultimativ leicht getrimmte Tourenskischuh. Es gibt trotzdem Stellen, da drückt er ein wenig, wo anders ist reichlich Luft um später durch Herumeiern eine Blase zu hinterlassen. Auch in der Ferse war er nicht optimal, wie viele andere Mitbewerber ebenso. Alles natürlich höchst kritisch beurteilt! Bei anderen Schuhen quält man sich mal 2-3 Touren und geht es gar nicht, wird gefittet, um am Ende halbwegs die Druckstellen weg zu bekommen und mit viel Mühe und herumgeklebe von Pads, Keilen usw. noch etwas Fersensitz heraus zu kitzeln.
Beim Fischer Transalp Vacuum TS Lite kann man sich den Ärger von Beginn an sparen. Denn wozu steht denn „Vacuum“ im Namen! Also wird der Schuh nur probiert, ob die Länge passt, die Ferse sitzt oder rutscht, oder drückt und ob sonst wo Raum zum Nörgeln wäre. Die Informationen weiter gegeben an den fachkundigen Verkäufer, kann dieser mit der richtigen Vacuummanschette und dem gezielten Abkleben des Fußes die richtigen Vorbereitungen treffen, um die Schale komplett an den Fuß anzupassen. Nämlich mit dem aus dem Alpinschuhbereich schon länger bekannten Vacuumfit-Verfahren. Was da dann heraus kommt ist im wahrsten Sinne Maßanfertigung die ihres Gleichen sucht.
Jetzt kommt der schwierige Teil! Denn nach der ersten Tour konnte ich nur sagen, dass ich den Schuh beim Auto anzog, jede Menge Spaß am Gletscher hatte und am Ende der Schuh der letzte Ausrüstungsgegenstand war, von dem ich mich beim Auto wieder entledigte.
Also musste ich gleich noch eine 2. Tour einlegen und mich diesmal ganz bewusst auf den Schuh konzentrieren. Hier also meine subjektiven Eindrücke der Reihe nach und ganz nüchtern betrachtet.
Anziehen/Ausziehen
Das geht mit einem warmen (Zimmertemperatur) Schuh absolut problemlos. Egal ob man zuerst in den Innenschuh schlüpft und dann damit in die Schale oder gleich in den Innenschuh samt Schale.
Schnallen
Lassen sich gut bedienen. Dass eine der Schnallen in die andere Richtung zeigt, verwundert beim ersten Einsteigen etwas – mehr aber schon nicht.
Einstieg in Tech-Bindungen
Wer Zapferlbindungen gewohnt ist, wird vermutlich nicht mal bemerken, dass die Tech-Einsätze noch der alten Dynafit-Generation entsprechen. Eine kleine schwarze Markierung oberhalb der Mittenposition der Körnungen hilft aber der Orientierung. Auffällig war, dass wir bei unserer Diamir Vipec 12 die Pins nachjustieren mussten. Die Tech-Einsätze haben einen leicht geringeren Abstand als original Fritschi vorsieht. Der Fischer Schuh ist aber „Dynafit certified“ und damit neben Dynafit selbst und Scarpa die 3. Marke mit diesem Vorzug. Er sollte also mit jeder Dynafit-Bindung und kompatiblen Bauart problemlos funktionieren.
Rahmenbindungen
Der Schuh entspricht den Industrievorgaben und sollte mit Rahmenbindungen genau so gut funktionieren.
Gehen
60° Schaftrotation ist ausreichend, um damit ordentlich zu gehen. Der Walk/Ski Hebel ist konventionell und funktioniert anstandslos. Man hat aber schon cooleres am Markt gesehen (Scarpa F1 EVO). Das Gewicht ist in einem erträglichen Bereich. Mit 1550g (Größe 26,5) ist er kein Spitzenreiter unter den Dreischnallern, aber von „Schwer“ auch weit entfernt.
Fahren
Für einen Dreischnaller fährt es sich mit dem Fischer Transalp Vacuum sehr anständig. Der Flex ist passend zur Bauhöhe des Schuhs gewählt. In den letzten Jahren sah man ja immer mehr sehr niedrig geratene 2-3 Schnaller mit harten Flex. Die Druckverteilung auf das Schienbein kann aber aufgrund der niedrigen Bauweise nie so optimal erfolgen wie bei einem 4-Schnaller. Wer einen harten Flex braucht, sollte sich bei einem 4-Schnaller umsehen. Der 3-Schnaller von Fischer wird irgend wo bei einem Flex von 90 sein. Für den Tourenbereich ist dieser Flex in den allermeisten Fällen ausreichend. Hinzu kommt noch die überdurchschnittlich gute Passform, wodurch im geschlossenen Zustand in der Abfahrtsposition der Fuß im Schuh kein unnötiges Spiel hat und die Kräfte sehr gut auf die Bindung/Ski übertragen werden.
Einzigartig beim Fischer Transalp Vacuum Tourenskischuh ist auch seine natürliche Fußstellung durch die V-Position. Der Ski liegt ja stets parallel, eine natürliche Fußstellung ist aber ganz leicht V-Förmig. Dadurch werden die Gelenke extrem geschont. Ein absolutes Plus für den Fischer Transalp.
Passform
Es gibt nichts auch nur annähernd vergleichbares am Markt der Tourenskischuhe. Einmal durch das Vacuumfit-Verfahren angepasst, sitzt er so perfekt wie ein angeschäumter Alpinskischuh – oder Vacuumfit Fischer Alpinschuh 😉
Da Füße sehr individuell sind, kann ein Schuh für einen selbst immer nur so gut sein, wie er auch zum jeweiligen Fuß passt. Da sind andere Eigenschaften letztendlich sehr nebensächlich. Fischer hat mit dem Vacuumfit-System die besten Voraussetzungen am Markt, optimal zu passen. Achtet beim Kauf nicht nur darauf, dass es nirgends drückt, sondern auch, dass es nirgends wackelt. So vermeidet Ihr später Blasen. Sitzt der Schuh, habt ihr auch eine ordentliche Abfahrtsperformance zu erwarten. Für mich bedeutete das beim Fischer Transalp Vacuum TS lite, höchsten Gehkomfort, ordentlich Spaß bei der Abfahrt trotz Mittelbreite von einmal 88 und auch noch bei 100 mm und Ski in Körperlänge. Das hätte ich mir von einem 3-Schnaller mit doch weicheren Flex nicht erwartet.
Fischer ist mit diesem Tourenskischuh trotz sonst unauffälligen, aber ausgewogenen Eigenschaften, der absolute Freizeitalpin-Tipp dieses Winters und erhält dafür unseren Editors Choice Award. Denn Passform geht über alles!