Diamir Vipec 12 im Freizeitalpin-Test

7. Jänner 2014

Auch Fritschi begiebt sich in die Welt der leichten Tourenskibindungen Fritschi hat es also tatsächlich geschafft, das von Fritz Barthel vor 30 Jahren erfundene Pin-System, das bis zum Auslaufen des Patentes ausschließlich von Dynafit produziert wurde, so weiter zu entwickeln, dass es sogar den strengen Anforderungen an Alpin-Bindungen des TÜV genügen soll und seine Plakette vermutlich sehr […]

Auch Fritschi begiebt sich in die Welt der leichten Tourenskibindungen

Fritschi hat es also tatsächlich geschafft, das von Fritz Barthel vor 30 Jahren erfundene Pin-System, das bis zum Auslaufen des Patentes ausschließlich von Dynafit produziert wurde, so weiter zu entwickeln, dass es sogar den strengen Anforderungen an Alpin-Bindungen des TÜV genügen soll und seine Plakette vermutlich sehr bald tragen wird. Was die neue Diamir Vipec 12 auch sonst noch drauf hat, konnten wir vor Weihnachten in freier Wildbahn testen.

Die Pin-Bindung Diamir Vipec 12 – alles eine Sache der Einstellung

Die Diamir Vipec 12 von Fritschi baut ganz auf das Pin-Prinzip, wie wir es von Dynafit kennen, auf. Das heißt auch, dass alle Tourenskischuhe die mit einer klassischen Dynafit-Bindung kompatibel sind, auch bei dieser Bindung passen. Doch dass nicht alles was zwei Löcherl vorne hat, auch tatsächlich funktioniert, zeigt uns die aktuelle Entwicklung bei Dynafit, die ein eigenes Zertifizierungsprogramm gestartet haben, da es doch so manche Probleme mit den Inserts fremder Hersteller gab. Fritschi geht dies geschickt aus dem Weg, indem sie die beiden Pins in der Breite verstellbar machen. Doch was verstellt werden kann, bedarf auch einer exakten Einstellung. Überhaupt muss bei der Diamir Vipec 12 einiges exakt eingestellt werden, um eine reibungslose Funktion zu gewährleisten. Da die Vipec 12 anders wie alle Mitbewerber eine Frontauslösung hat, muss auch der vordere Hebel mittels Inlays, die es übrigens als Zubehör in verschiedenen poppigen Farben gibt, an den Schuh angepasst werden. Die Diamir Vipec 12 ist also definitiv kein Produkt für den Versandhandel und muss vom Fachhändler ordentlich montiert und angepasst werden.

Die Mausefalle schnappt zu

Wer mit Pin-Bindungen Erfahrung hat, wird sich schnell zurecht finden, denn die Diamir Vipec 12 schnappt zu wie eine Mausefalle. Dabei bedarf es weder Druck noch einer Betätigung eines Hebels, was den Einstieg recht angenehm gestaltet. Einzig wünschenswert wäre noch ein kleiner Anschlag wie wir es von Dynafit-Bindungen kennen. Eine kleine Markierung am Schuh kann aber die Orientierung erleichtern – siehe Bildergallerie! Etwas unschön aber nicht weiter problematisch war auch die Tatsache, dass man bei einem Fehleinstieg schnell mit dem Schuh unter die geschlossenen Zapferl kommt und sich dann etwas heraus hangeln muss.

Nur noch gehen muss man selbst

Im Aufstieg glänzt die Diamir Vipec 12 mit einer sehr gut gängigen Steighilfe, die man gerne bei jedem Bedarf verstellt. Dank dem geringen Gewicht, bietet die Vipec gegenüber ihren großen Schwestern aus der Rahmenfraktion einen gewaltigen Gewinn. Aber das trifft wohl für jede Pin-Bindung bis auf die Dynafit Beast zu. Hinzu kommt bei diesem Modell auch der Anspruch an die Sicherheit.

Harscheisen

Es tut uns leid, das konnten wir aktuell noch nicht testen. Aber es gibt eines und es soll funktionieren – sogar in der hohen Steighilfeposition!

Ist sicher wirklich sicher?

Wer im freien Gelände unterwegs ist, muss grundsätzlich mit diversen alpinen Gefahren rechnen. Die Bindung jedenfalls hat als einzige Pin-Bindung die Chance auf ein entsprechendes Prüfzertifikat vom TÜV, was heißt, dass sie richtig eingestellt und bedient, in den vom Prüfverfahren für Alpinbindungen festgelegten Situationen auslöst, bzw. definierte Seitwärtskräfte „schlucken“ muss, ohne auszulösen. Außerdem bietet sie wie von Pinbindungen gewohnt auch die Möglichkeit die Bindung zu sperren, damit sie nicht, bzw. nur unter besonders hoher Krafteinwirkung auslöst.
Leider gibt es bei Pin-Bindungen keine Norm wonach sich Bindungshersteller und Schuhhersteller halten müssen, weshalb man bei dieser Produktgruppe grundsätzlich immer auf das verwendete Material achten sollte, ob es miteinander ordentlich funktioniert. Aber wie schon weiter oben bemerkt, bietet die Vipec 12 besonders viele Anpassungsmöglichkeiten, womit es aktuell mit kaum einem Schuh am Markt Probleme geben sollte.

Fahreigenschaften

Die Fahreigenschaften sind bei Tourenbindungen meist nur auf harter Piste kritisch, was wir dann auch provozierten. Konstruktionsbedingt bietet die Vipec 12 von Fritschi besonders am Hinterpacken eine Schwachstelle, wie sie bei fast allen Pin-Bindungen aufgrund der Aufnahme  auftritt. Bessere Haltekräfte würden eine völlig andere Fersenaufnahme voraussetzen, wie sie z.B. aktuell bei der Bindung von Ski Trab zu sehen ist. Die Videoanalyse zeigte aber, dass Fritschi kein unnötiges Spiel in die Konstruktion mit einbrachte, womit sich diese Bindung im Fahren verhält, wie eine hochwertige Pinbindung. Kurz gesagt, für alles was als Tourenski bezeichnet wird, absolut geeignet und auch punkto Biegekurve  dank flexibel gelagerten Hinterteil, sehr neutral.

Fazit

Der Test wiederspiegelt unseren subjektiven Eindruck und entspricht natürlich keinem genormten Testablauf. Trotzem war deutlich zu erkennen, dass Fritschi hier eine absolut taugliche Pinbindung realisiert hat, von der man mit gutem Gewissen berichten kann. Mit viel technischen Aufwand, Erfindergeist und Konsequenz in der Umsetzung, entstand eine Pinbindung, die punkto Sicherheit mehr kann, als alle seine Pin-Mitbewerber. Dabei hält sich die Bindung beim Gewicht an das marktübliche Niveau, genau so wie auch beim Preis. Die Bedienung revolutioniert sie jedoch nicht, wodurch für die Verwendung einer Pin-Bindung immer noch etwas Übung und Wille dazu gehört. Wer das nicht mitbringt, muss eben eine Rahmenbindung samt ihrem hohen Gewicht ertragen.
Gut gefällt uns auch die farbliche Anpassbarkeit, womit die Bindung endlich nicht zum stylischen Störfaktor zählen muss.
Wie haltbar die Vipec 12 letztendlich ist, werden erst die Erfahrungen in den nächsten Jahren zeigen. Wegen der seitlichen Bewegungsfreiheit, um kleine Schläge schlucken zu können, befinden sich in der Vipec 12 aber einige Gleitflächen, die einmal im Jahr unbedingt mit dem richtigen Fett gewartet werden müssen – also hin und wieder ab zum Service damit.
Die Diamir Vipec 12 macht insgesamt einen sehr soliden Eindruck und sie ist in jedem Fall eine der raffiniertesten Tourenskibindungen derzeit am Markt.

Links

Änderungen in der Version 2014/15: https://freizeitalpin.david.jarolim.eu/37276/fritschi-vipec-12-version-1415-das-sind-die-neuerungen/

Update: Die Diamir Vipec 12 hat wie ursprünglich beschrieben noch kein Zertifikat vom TÜV. Das Prüfverfahren ist noch im Gange. Wir haben den Text diesbezüglich korrigiert und werden ein Update nachliefern, sobald es vom TÜV die Freigabe gibt.